Diese sind einerseits auf die kurzfristige Marktreaktion zurückzuführen, und sie zeigen andererseits auch eine längerfristige Anpassung im Immobilienmarkt an. Die Grunderwerbsteuereinnahmen sind ein wichtiger Indikator für die Aktivität im Immobiliensektor und haben direkte Auswirkungen auf die öffentlichen Haushalte. Diese Tendenz setzte bereits im zweiten Halbjahr 2022 ein.
Im ersten Halbjahr 2023 verzeichneten die Bundesländer einen deutlichen Rückgang der Einnahmen aus der Grunderwerbsteuer um 33,5 % im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022. Die zunehmende Zurückhaltung beim Kauf von Grundstücken und Immobilien führte zu Einnahmen in den Bundesländern von etwa nur noch 6,3 Milliarden Euro, ein signifikanter Einbruch gegenüber dem Vorjahreszeitraum mit 9,5 Milliarden Euro. Damit setzte sich fort, was mit der Anhebung der Zinsen Mitte 2022 auch das zweite Halbjahr bereits bestimmte: In diesem Zeitraum waren die Einnahmen aus der Grunderwerbsteuer bereits auf rund 7,7 Milliarden Euro gesunken. (Quelle: Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes N009 von 22.02.2024)
Der Rückgang der Grunderwerbsteuereinnahmen im Jahr 2023 ist Teil einer breiteren wirtschaftlichen Entwicklung. Die gesamtwirtschaftliche Leistung, gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP), sank um 0,3 %. Die im Vergleich dazu jedoch drastischen Einbußen der Länder bei der Grunderwerbsteuer sind multikausal zu betrachten. Schauen wir auf die Entwicklung der letzten zehn Jahre, so sehen wir bis Mitte 2022 einen nahezu konstanten Anstieg – mit der leichten Ausnahme von 2020 aufgrund der Baupreisexplosion und mancher Lieferengpässe während des ersten Jahres der Coronakrise.
Die folgenden anderthalb Jahre waren – wie in den meisten Krisen üblich – von einer Flucht in Sachwerte gekennzeichnet. Und so stiegen die Kaufpreise für Grundstücke und Immobilien – entgegen den Hoffnungen der gespannten und in Stellung befindlichen Schnäppchenjäger – 2021 und im ersten Halbjahr 2022 nochmals drastisch an.
Der Rückgang der Einnahmen ab Mitte 2022 und im Jahr 2023 reflektiert v. a. die verhaltene Nachfrage im Immobilienmarkt, die in einer statistischen Erhebung des Immobilienverbandes Deutschland e. V. (IVD) Ende November 2022 bereits mit einem Rückgang von über 82 % beziffert wurde. Sie sank 2023 weiter.
Neben den gestiegenen Verbraucherpreisen und Bauzinsen kamen die Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland und der Sprengung von Nord Stream II hinzu, die zu starken Anhebungen der Energiepreise führten. Und letztlich trugen die Anforderungen an die energetische Sanierung von Gebäuden und das im ersten Schritt unausgegorene Heizungsgesetz zu einer weiteren Verunsicherung im Markt bei. Streckenweise stellte sich das Gefühl ein, dass der Immobilienmarkt nahezu zum Erliegen gekommen sei.
Die letzten Wochen des Jahres 2023 und der Beginn von 2024 zeigen eine leichte Beruhigung des Marktes. Der Rückgang der Grunderwerbsteuereinnahmen brachte die Notwendigkeit, die Rahmenbedingungen auf dem Immobilienmarkt und die damit verbundenen steuerlichen Anreize und Fördermaßnahmen zu überdenken. Mit der überarbeiteten Fassung des Heizungsgesetzes und umfassenden Fördermaßnahmen ist nunmehr eine Handlungsgrundlage geschaffen, die den Immobilienerwerb wieder planbar und attraktiv erscheinen lässt. Auch die leicht gefallenen Zinsen tragen zu einer Konsolidierung bei.
Die gesamte Pressemitteilung lesen Sie hier:
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/02/PD24_N009_61_73.html
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