Die überraschende Entscheidung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie in der zweiten Augustwoche, die Fördermaßnahmen für Energieberatungen drastisch zu kürzen, hat unter Energieberatern, in der Immobilienbranche und bei zahlreichen Hausbesitzern für großes Unverständnis gesorgt. Gerade in einer Zeit, in der der Druck zur energetischen Modernisierung steigt und die Energiekosten weiterhin auf hohem Niveau verharren, wirkt dieser Schritt eher kontraproduktiv.
Eine Entscheidung mit weitreichenden Konsequenzen
Die Kürzung der Förderungen betrifft nicht nur Eigenheimbesitzer, sondern auch Immobilieninvestoren, die zunehmend mit komplexen Anforderungen konfrontiert sind, um ihre Objekte energetisch auf den neuesten Stand zu bringen. Eine fundierte Energieberatung ist dabei oft der erste Schritt, um die notwendigen Maßnahmen zu identifizieren und kosteneffizient umzusetzen.
Ohne diese finanzielle Unterstützung dürfte es für viele Eigentümer unattraktiver werden, die Kosten für eine fachgerechte Beratung auf sich zu nehmen. Das kann zum einen dazu führen, dass dringend notwendige Modernisierungen verzögert oder gar nicht durchgeführt werden. Gravierender jedoch sind die späteren Wirkungen, denn weitere Fördermaßnahmen hängen von einem qualifizierten Modernisierungsfahrplan ab. – Die Empfehlung ist daher, trotz geringerer Förderung dennoch einen Energieberater hinzuzuziehen.
Wurde zu abrupt entschieden?
Nicht nachvollziehbar ist die Plötzlichkeit dieser Kürzung. Ein solcher Einschnitt in die Förderung hätte mit einer längeren Vorlaufzeit und intensiverer Kommunikation seitens des Ministeriums erfolgen müssen. Viele Eigentümer und Berater fühlen sich überrumpelt, da sie ihre Planungen und Investitionen auf die bisherige Förderkulisse abgestimmt haben. Neue Angebote sind erforderlich; jüngst abgegebene können nicht gehalten werden. – Die abrupte Änderung stellt einen weiteren Vertrauensverlust hinsichtlich der politischen Planbarkeit dar.
Ist eine Neuausrichtung der Anforderungen notwendig?
Ein Hintergrund für die Entscheidung ist gewiss die unerwartet hohe Nachfrage. Bis zum Jahresende wird mit etwa 150.000 Anträgen gerechnet. Der Fördertopf ist jedoch begrenzt. So mag man argumentieren, dass die Anpassung notwendig ist, um möglichst vielen Antragstellern eine Förderung zukommen zu lassen. Aus dieser Sicht plausibel.
Die Kürzung der Förderungen wirft erneut die Frage auf, ob die aktuellen Anforderungen an energetische Modernisierungen wirklich zeitgemäß sind. Während Klimaschutz und Energieeffizienz unbestritten wichtig sind, stellt sich immer wieder die Frage, ob der regulatorische Rahmen nicht zu ambitioniert und komplex geworden ist. Viele Eigentümer, vor allem von Bestandsimmobilien, kämpfen damit, die hohen energetischen Standards zu erfüllen, die oft mit erheblichen Kosten und baulichen Herausforderungen verbunden sind und die in zunehmend schwierigeren wirtschaftlichen Kontexten immer weniger tragbar sind. Daher fordert u. a. auch der Immobilienverband Deutschland e. V. als Vertreter der Bauträger, Makler und Sachverständigen eine Anpassung der vielfach als überzogen angesehenen Forderungen auf ein verträgliches Maß.
Eine sinnvolle Diskussion muss daher auch beinhalten, die Anforderungen an energetische Modernisierungen auf ein gesundes Maß herunterzuschrauben, ohne die Klimazielen dabei aus den Augen zu lassen. Eine Balance zwischen ambitionierten Zielen und umsetzbaren Maßnahmen würde nicht nur den Klimaschutz fördern, sondern auch die Akzeptanz und Bereitschaft zur energetischen Sanierung erhöhen.
Fazit
Die Entscheidung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, die Fördermaßnahmen für Energieberatungen zu kürzen, ist in ihrer Abruptheit und Konsequenz schwer nachvollziehbar. Es bleibt zu hoffen, dass in der Folge der angespannten Diskussionen über den Bundeshaushalt 2025 die Fördermaßnahmen nicht gänzlich Opfer von Einsparungen werden.
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